Zum Stativ ist fast alles bereits gesagt in der klassischen Fotoliteratur. Allerdings gibt es einige kleine Beobachtungen speziell aus der Makropraxis, die ich hier weitergeben möchte.
Für die Makrofotografie muss man bodennah arbeiten. Am besten funktioniert das, indem man die Stativbeine eines typischen Reisestativs in die Packstellung umdreht. Damit hängt die Mittelsäule dann nach unten. Ich habe mir zum Reisen ein Sirui T2204-X gekauft, mit dem ich super zufrieden bin.
Es gibt auch Stative, bei denen man die Mittelsäule herausnehmen und „falsch“ herum nach unten wieder einsetzen kann. Aus meiner Sicht ist diese Methode nicht besonders praktisch, weil dann die Stativbeine in der Normalstellung verwendet werden.
In Normalstellung rasten die Stativbeine ein: das ist für den Normalbetrieb, bei dem die Kamera oben auf dem Stativ sitzt, sicherlich sinnvoll, um dem Ganzen vernünftig Halt zu geben.
Im bodennahen Betrieb, wenn die Kamera unten an der Mittelsäule hängt, ist es allerdings wesentlich praktischer, wenn die Stativbeine nicht einrasten, sondern vollständig flexibel bleiben.
Man kann dann die Neigungswinkel der Stativbeine verwenden, um kleine Korrekturen an der Höheneinstellung vorzunehmen, wie oben gezeigt.
Dadurch, dass der Schwerpunkt so weit unten liegt, bleibt das Ganze dennoch stabil genug.
Eine weitere Problematik ist die „hängende“ Kamera. Ich habe mit einer über Kopf hängenden Kamera noch nie vernünftig fotografieren können. Daher empfehle ich eine „Umkehrschiene“, so wie das Doppelprofil des „Intelli Shoot-Einstellschlittens“ vom Traumflieger-Shop: www.traumflieger.de
Sie ist banal einfach, aber fast alternativlos. Zum einen dreht sie die Kamera um in die richtige Lage, und zum anderen kann man sie auch zum genauen Einrichten verwenden.
Eine Alternative zu dieser Umkehrschiene ist eventuell die Verwendung eines großen Gimbals (wenn man den sowieso besitzt), den man an der Mittelsäule hängend nach unten klappt. Dann sitzt auch dort die Kamera „richtig“ herum in Bodennähe.
Allerdings bietet die Umkehrschiene mehr Flexibilität, weil man mit ihr auch die Kamera in Richtung des Motivs verschieben kann. Das hilft bei der genauen Wahl des Bildauschnitts.
Links ein Beispiel mit der Nikon Z6 mit dem Sigma 105/2.8 bodennah auf der Umkehrschiene montiert.
Ein Werkzeug, das ich sehr schätzen gelernt habe, ist ein Makrofernglas. Das Pentax Papilio II gibt es in zwei Ausführungen: 6,5x21 und 8,5x21 im Traumflieger-Shop: www.traumflieger.de
Aus meiner Sicht ist das 6,5x21 besser, weil es minimal lichtstärker ist und weniger verwackelt. Und 6,5-facher Vergrößerung reicht völlig aus. Immerhin erlaubt das Pentx Papilio II eine Naheinstell-grenze von 50cm!
Damit kann man sich durchaus einmal ins Grüne setzen und nur beobachten, ohne ein einziges Foto zu machen.
Meine erste Wahl für künstliches Licht bei der Makrofotografie ist mittlerweile eine LED-Taschenlampe. Oder besser zwei.
Es ist wichtig, eine LED zu bekommen, die einen hohen Farbwiedergabeindex (CRI = Color Rendering Index) besitzt. Normale LEDs kommen auf ca. 70, und das führt zu unschönen Farbverfälschungen, vor allem, wenn sich das LED-Licht mit Sonnenlicht mischt.
Es gibt vermutlich viele Quellen, aber ich kann den Shop www.traumflieger.de empfehlen, der mehrere entsprechende Lampen anbietet.
Ich verwende zwei ACEBEAM EC-65 Nichia, die ideal sind für meine Anwendung: sie sind klein und stark genug. Die Helligkeit lässt sich in 5 Stufen einstellen und sie besitzen ein CRI von über 93. Beides ist sehr wichtig für die Makrofotografie im Freien.
Als Zubehör gibt es eine Klemmhalterung, in die die Lampe genau passt. Diese Klemmhalterung besitzt einen kleinen Kugelkopf und zum Befestigen eine ¼‘‘ Stativaufnahme (Standard-Stativgewinde) und einen Blitzschuh. Damit lässt sich die LED-Taschenlampe schnell auf einem Stativ befestigen oder alternativ zu einem Blitz auf die Kamera stecken.
Zusammen mit dem Kugelkopf hat die Lampe dann ungefähr dieselbe Höhe wie ein Systemblitz, so dass Diffusoren ziemlich genau pasen.
Auch mit der LED-Lampe ist z.B. ein Diffusor sinnvoll.
Für Insekten eher weniger geeignet, kann das Spiel bei entsprechenden Motiven mit Licht von der Seite richtig Spaß machen. Bei Blütenaufnahmen oder in der Pilzfotografie kann man daher mit LED-Lampen sehr kreativ arbeiten.
Dann setze ich z.B. eine LED-Taschenlampe auf ein kleines Tischstativ. Damit kann ich sie flexibel ausrichten. Flaches Licht (von einem niedrigen Standpunkt) wirft sowieso ein schöneres Licht, so dass in den meisten Fällen das Tischstativ völlig ausreicht.
Das Blitzen funktioniert – zumindestens bei der Z6 – nicht in Kombination mit dem automatischen Fokus-Bracketing. Für Einzelmakroaufnahmen oder kleineren Stackingreihen, vor allem aus der Hand fotografiert, sind Blitze dagegen sehr nützlich.
Es gibt richtige Makroblitze, entweder in Form eines Ringblitzes oder als kleine Mehrfachblitze zur genauen Ausrichtung vorne am Objektiv befestigt. Ich will nichts grundsätzlich schlechtes darüber sagen, zumal ich selber gelegentlich mit einem Nikon Makroblitzkit arbeite.
Allerdings kosten diese speziellen Makroblitze häufig sehr viel Geld und lassen sich nur begrenzt einsetzen. Ein Ringblitz oder besser noch ein mehrere kleine Blitze leuchten das Makromotiv sicher sehr gut aus, und eine Montage am Objektiv lässt das Ganze zu einer Einheit werden, mit der man einfach freihand arbeiten kann.
Allerdings ist das Licht sehr „flach“ und erzeugt sehr schnell unschöne Reflexionen, vor allem an spiegelnden Oberflächen wie Käferrücken oder Insektenaugen.
Für reflexionsfreies Blitzlicht benötigt man einen guten Diffusor. Und wenn man den hat (oder selber baut), dann kann man auch gleich einen normalen Systemblitz verwenden.
Meistens hat man den sowieso.
Actionfotograf Mark Twain:
„Donner ist gut, aber die Arbeit leistet der Blitz.“
Ohne Blitz
Mit Blitz
Im großen und ganzen kann man unterscheiden zwischen Studioaufnahmen in einem definierten Umfeld und den Freihandaufnahmen draußen in der Natur.
Makro im Studio
Für das Arbeiten im Studio ist das Setzen der Blitze (selten kommt man mit einem einzigen aus) eine Kunst für sich und nimmt häufig mehr Zeit in Anspruch als das eigentliche Fotografieren.
Dafür ist es sinnvoll, sich Vorrichtungen zu schaffen, an denen man die Blitze, Diffusoren, Reflektoren und Abschatter flexibel fixieren kann.
Die Blitzsteuerung sollte drahtlos sein, eine Blitzregelung über die Kamera benötigt man nicht, auch wenn Hersteller uns das weismachen wollen. Für Makrofotografie reicht das ferngesteuerte Auslösen der vorab eingestellten Blitzes. Wichtig ist, dass die Blitzleistung einstellbar ist.
Das alles soll aber hier kein besonderes Thema sein, auch wenn man damit ein eigenes Buch füllen könnte.
Makro in der freien Natur
Auch das Blitzen für die Freihandfotografie benötigt keine Regelung.
Wer es selber einmal ausprobiert, wird erstaunt sein, wie schnell und einfach man mit einer fest voreingestellten Blitzleistung Makros fotografieren kann. Vor allem mit Objektiven, bei denen die Fokussierung ausschließlich über die Entfernung zwischen Motiv und Objektiv eingestellt wird, wie eigentlich üblich in der Makrofotografie, und nicht über das „Scharfstellen“ am Fokusring.
Wenn Abbildungsmaßstab, Blende und ISO konstant bleiben, ist es die erforderliche Blitzleistung ebenfalls.
In der Praxis stelle ich eine Blitzleistung ein, nachdem ich ISO, Blende und Belichtungszeit gewählt habe, und mache eine Probeaufnahme von einem beliebigen Objekt. Dann sehe ich sehr schnell, in wieweit ich die Blitzleistung oder einen der anderen Parameter ändern muss, um eine korrekte Belichtung zu bekommen. Mit der so bestimmten Einstellung ziehe ich dann los und mache meine Aufnahmen.
Es ist durchaus sinnvoll, die Blitzleistung erheblich zu reduzieren:
Zum einen reduziert das die Menge Licht auf ein vernünftiges Maß.
Zum anderen erlaubt es dem Blitzgerät, sich schneller „zu erholen“, d.h. den Blitzakku wieder aufzuladen, und es ist schneller wieder bereit für die nächste Aufnahme.
Und zu guter Letzt verkürzt sich die Blitzdauer mit der Reduzierung der Blitzleistung, und das hilft manchmal, die Bewegungen schneller Insekten besser einzufrieren.
Mit der Belichtungszeit sollte man übrigens ein wenig spielen:
bei zu kurzer Zeit wird der Hintergrund schnell sehr dunkel. Das kann man als Gestaltungsmittel einsetzen, aber in den meisten Fällen ist ein natürlicher Hintergrund ja durchaus erwünscht.
Man muss sich im Prinzip nur klarmachen, dass vereinfacht ausgedrückt die an der Kamera eingestellte Belichtungszeit für die Umgebungshelligkeit verantwortlich ist, während die Blitzleistung die Motivhelligkeit bestimmt.
1/80s
1/20s
1/5s