Sowohl beim Fotografieren als auch beim Stacken entstehen Bildfehler, die am Ende unschön aussehen. Einige kann man mit etwas Vorsicht vermeiden, andere nicht. Vor allem letztere gilt es dann so zu bearbeiten, dass sie im Endergebnis nicht mehr auffallen. So oder so sollte man sie kennen, daher versuche ich einmal, die aus meiner Sicht typischen Fehler zu sortieren und beschreiben.
Offensichtliche Fehler nenne ich diejenigen, die man prinzipiell bereits bei der Aufnahme vermeiden kann. Anders ausgedrückt: in einer perfekten Umgebung mit perfekten Bedingungen sollten solche Fehler in den Bildern nicht zu sehen sein. Das gilt z.B. für Studioaufnahmen.
In der Praxis, draußen in der Natur lassen sie sich dagegen manchmal nicht vermeiden, weil die Be-dingungen nicht ideal sind. Man muss dann von Fall zu Fall schauen, in welchem Maß man diese Fehler noch akzeptiert. Mir ist eine fehlerhafte Aufnahme eines seltenen Insekts lieber als gar keine.
Aber wenn ich bereits beim Fotografieren erkenne, dass der Stack Fehler enthalten wird, dann starte ich einen zweiten Versuch, wenn es möglich ist.
Manchmal kann man aus den verbleibenden Bildern noch etwas machen, oder man kann kleinere Bewegungen wegstempeln.
Manchmal sind die Fehler aber auch gestalterisch interessant: sie zeigen Bewegung, wie am Beispiel der Rotgelben Weichkäfers gezeigt. Auch wenn das Bild „gewollt“ aussieht: ich habe mehrere Aufnahmereihen gemacht, und ich war froh, dass sich in diesem einen verbleibenden Stack nur die „Antennen“ bewegt haben.
Konfuzius über Stackingfehler:
„Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“
Am besten ist es, Bewegungen zu vermeiden. Mit dieser Binsenweisheit kann man jeden Makrofotografen zur Weißglut treiben, aber sie stimmt leider. Es gilt also, sich windstille Zeiten oder Orte herauszusuchen. Wenn andere Fotografen nach dem besten Licht schauen, dann suche ich mir die windstille Ecke.
Bewegungen, die das gesamte Bild betreffen, also z.B. weil man freihand aufnimmt, kann Zerene über das automatische „Alignment“ (= Ausrichtung) korrigieren. Ich wundere mich immer wieder, welchen groben Schnitzer das Programm wegsteckt. Schlimmstenfalls verschiebt sich das gesamte Bild soweit, dass relevante Bildanteile fehlen. Das führt dann zu Beschneidungen oder Randfehlern. Zerene verwendet übrigens immer das erste Bild eines Stacks zur Ausrichtung der anderen. Daher kann es sinnvoll sein, ein oder zwei Bilder „wegzuschmeißen“, um dann eine besseren Reststack zu bekommen.
Anmerkung: Zerene sortiert die Reihenfolge der Bilder automatisch. Ob das oberste Bild oben oder ganz unten liegt, hängt von der Art des Fotografierens ab, spielt aber bei der Berechnung keine Rolle.
Mit diesem Wissen habe ich mir auch angewöhnt, bereits bei der Aufnahme ein bisschen „Luft“ zu lassen, wenn ich freihand einen Stack fotografiere. Es ist einfach, unnötigen Rand wegzuschneiden, und ein leichter Bildbeschnitt schadet selten. Aber fehlende Bildanteile künstlich zu ersetzen, ist sehr schwer und mir unmöglich.
Die ärgerlichsten Bewegungen sind die, die nur Teile des Bildes betreffen. Für solche Bewegungen gibt es zwei wesentliche Gründe:
Diese Fehler kann Zerene nicht automatisch ausgleichen, und man kann sie bestenfalls wegstempeln. Wenn die Fehler komplett in der Unschärfe liegen (was manchmal der Fall ist), dann kann man relativ einfach in der Retusche nacharbeiten. Wenn sie in den scharfen Bereichen auftreten, wird es schwierig. Ich werfe solche fehlerhaften Stack meistens weg.
Normalerweise verwende ich beim Stacken ausschließlich den elektronischen Verschluss, weil er verschleißfrei ist. Allerdings hat dieser einen Nachteil, den man als „Rolling Shutter“ bezeichnet. Wenn sich das Motiv oder der Bildausschnitt bewegt, dann kann selbst mit extrem kurzer Verschlusszeit kein korrektes Bild mehr ausgelesen werden, weil nicht alle Pixel des Sensor gleichzeitig ausgelesen werden. Mit einem mechanischen Verschluss kann ich die Bewegung einfrieren und dann die Pixel zeitversetzt auslesen.
Vereinfacht ausgedrückt: Ohne den mechanischen Verschluss liest die Kamera z.B. den oberen Teil des Bildes zu einer anderen Zeit aus als den unteren Teil, selbst bei kurzer Belichtungszeit. Wenn sich dass Motiv während der Zeit bewegt hat, dann passen oberer Teil und unterer Teil nicht mehr zusammen.
Man findet viel dazu im Internet: Nicht alle Kameras verhalten sich gleich gut oder schlecht. Am Ende hilft aus meiner Sicht auch hier wieder: Ausprobieren!
Man suche sich am besten ein sich drehendes Objekt oder bewege die Kamera selber. Dann mache man mit kurzer Verschlusszeit Aufnahmen: einmal mit mechanischem Verschluss und einmal ohne. Dann sieht man sehr schnell die Grenzen seiner Kamera.
Für die Freihandfotografie, vor allem im Makrobereich, heißt mein Fazit: ich benutze den mechanischen Verschluss, auch beim Stacken. Nur wenn ich vom Stativ fotografiere, schalte ich den mechanischen Verschluss aus.
Wenn sich die Insekten bewegen, dann ist es meistens besser, den gesamten Stack wegzuschmeißen. Im folgende Bild zeige ich einmal einen verpfuschten Stack, der auch durch die Retusche nicht wirklich gut wird. Da lohnt es sich, ein wenig Geduld aufzubringen, und den Stack zu wiederholen, wenn das Motiv ein wenig ruhiger ist. Für das dritte Bild hatte ich einfach nur ein wenig Geduld: erstens hatte sich einer der „Kameraden“ abgesetzt von den anderen, so dass sowieso das Motiv besser war, und zweitens verharrte er für die Zeit der Aufnahme. Das Ergebnis ist ein besseres Bild ohne große Nachbearbeitung.
Hier ein Beispiel einer Bearbeitung in Zerene, die viele Fehler beseitigt.
Ein Könner ist vermutlich in der Lage, mit einer entsprechenden Beabreitungs-SW ein ordentliches Bild daraus zu machen.
Ich habe beim Fotografieren geduldig auf meine Chance gewartet. Und wurde belohnt mit dem Bild unten.
Zu den unschönen „Teilveränderungen“, die nicht automatisch korrigiert werden, gehören auch die Lichtschwankungen. Leider vor allem, wenn man im Halbschatten fotografiert und gleichzeitig Wind weht, können diese Fehler leicht auftreten. Im Halbschatten von z.B. großen Bäumen oder Büschen hat man meistens das beste Licht, aber wenn sie sich bewegen, kann das zur unschönen Streifenbildung im Stack führen.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut Zerene solche Fehler „wegsteckt“, denn meistens bekommt man diese Streifen mit einer einfachen Retusche weg. Die erste Methode PMAX ist weniger anfällig als die zweite DMAP, auch wenn normalerweise der unscharfe Hintergrund bei der ersten Methode besser aussieht. Man kann so leicht die fehlerhaften Stellen übermalen. Wenn es ganz schlimm wird, dann hilft auch das „Slabbing“, wie weiter unten beschrieben.
Für das Beispielbild hat die Aufnahme etwa 33 Sekunden gedauert, und in der Zeit haben sich die schattenspendenden Bäume doch bewegt, da es nicht windstill war. Das in Zerene durch einfache Retusche korrigierte Ergebnis ist unten zu sehen. Es zeigt übrigens noch einen der nicht offensichtlichen Fehler (Kreuzungen) am oberen Rand des Blattes bei den drei Grashalmen, der hier nicht be-seitigt wurde. Dieser wird im nächsten Kapitel beschrieben.
Selbst wenn man im Studio arbeiten würde und alle Schwankungen und Bewegungen vermeiden kann, so gibt es dennoch Fehler, die sich aus optischen Gründen bei bestimmten Motiven nicht vermeiden lassen. Sie treten prinzipiell auf, wenn an derselben Stelle im Bild entweder mehrere scharfe oder falsch unscharfe Informationen zu finden sind. Vor allem letzteres lässt sich in Zerene nicht korrigieren, weil es im ganzen Stapel kein Bild gibt, das die richtige Information beinhaltet.
Modefotograf Aristoteles:
„Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen.“
Das folgende Bild ist ein Beispiel, das eine falsche Unschärfe zeigt. Im optimierten Stackingergebnis jeweils rechts im Bild ist im gelben Kreis ein gelber Unschärfebereich zu sehen, der real nicht existiert. Der Hintergrund sollte flächig grün sein so wie der Rest des Hintergrunds, aber das Ergebnis zeigt einen gelben Unschärfeverlauf.
Der Grund dafür ist zu erkennen, wenn man alle Bilder des Stapels einzeln anschaut: es gibt nicht ein einziges Bild im Stapel, das an der entsprechenden Stelle den „richtigen“ (echten) Hintergrund zeigt. Das Beispiel zeigt drei Einzelbilder, eines vom Anfang, eines von der Mitte und eines vom Ende des Stapels (jeweils links), und man sieht, dass in jedem Bild ein Teil der gelben Blüte in der Unschärfe zu sehen ist.
Und das passiert an einer Stelle, in der es keine Bilder mit scharfen Bildanteilen gibt, so dass Zerene nichts anderes übrigbleibt, als das unscharfe Gelb zu übernehmen für diese Stelle.
Und selbst wenn scharfe Bildanteile existierten in diesem Bereich, so würden sie vermutlich vom unscharfen hellen Gelb überlagert sein. Auch dann wird also das Endergebnis verfälscht.
Da dieses Problem ein optisches Problem ist, und im gesamten Stapel kein einziges Bild existiert, das einen richtigen Hintergrund liefert, kann man diesen Fehler in der Stapelverarbeitung nicht vermeiden oder korrigieren. Man kommt nicht darum herum, Bildanteile künstlich zu erzeugen, um ein realistisches Bild zu erzeugen. Man muss also in einer Nachbearbeitung „stempeln“.
Alternativ kann man nur versuchen, solche Fehler beim Fotografieren zu vermeiden, in dem man seine Motivwahl entsprechend trifft, bzw. die Aufnahmeperspektive richtig wählt, so dass solche „falschen“ Bildanteile vermieden werden.
Das ist leichter gesagt als getan: Es erfordert einige Erfahrung.
Kritisch sind immer die Bereiche, in denen zwei oder mehr Schärfeebenen mit Unschärfeebenen dazwischen überlappen. Ein durchgehender Schärfeverlauf bietet ein solches Problem nicht. Die Blüte in diesem Bildbeispiel links ist da wesentlich einfacher und weniger fehlerbehaftet.
Genauso wie die „falsche Unschärfe“ auftritt, kann es passieren, dass man Bereiche mit falscher Schärfe hat. Das Prinzip des Problems ist sehr ähnlich: es gibt verschiedene Einzelbilder des Stapels, die an der gleichen Bildposition in verschiedenen Schärfeebenen scharfe Bildanteile zeigen.
Ein typisches Beispiel sind Fliegen- oder Spinnenbeine, die sehr dünn sind. Sie sind so dünn, dass Bilder, deren Schärfeebene dahinter liegt, an derselben Stelle deutlich sichtbar und scharf sind, und damit von Zerene zu einem Bild zusammengerechnet werden.
In der ersten Methode PMAX erscheinen die Hintergrundbilder „durch“, wenn sie denn in der Schärfe liegen, d.h. die Beine der Fliegen werden wenigstens teilweise durchsichtig, wie im Bild links gezeigt.
In der zweiten Methode DMAP führt dieser Konflikt zu unschönen Artefakten. Beides ist sehr unschön und muss korrigiert werden. Das geht erfreulicherweise relativ einfach in Zerene.
Im Bild links ist im Ergebnis im rechten Teil zu sehen, dass im automatischen Stack nicht nur das Bein aus dem Bild links übernommen wurde, sondern auch Teile des Blattuntergrunds, die in einem anderen Einzelbild an derselben Stelle scharf sind. Es sieht aus, als ob das Bein der Fliege durchsichtig sei.
Wie im linken Teil zu erkennen ist, kann man einfach das richtige Vordergrundeinzelbild auswählen und dann die passenden Stellen in der Retusche übermalen.
Das funktioniert sehr einfach und gut, wenn es einen „flachen“ Schärfeverlauf gibt. Dann geht es sehr schnell mit Einzelbildern als Quelle für die Retusche.
Wenn es aber ein „steiler“ Schärfeverlauf nötig macht, mehrere solcher Einzelbilder zu verwenden, damit man einen scharfen Vordergrund sauber übermalen kann, dann kann es sehr mühsam werden, weil man eben sehr viele Einzelbilder benötigt als Quelle und immer nur kleine Bereiche übermalen kann.
Dann hilft das „Slabbing“.
Das Slabbing ist ein automatischer Prozess in Zerene, der Teil-Stacks erzeugt. Man muss zwei Settings beachten, und dann kann man das Slabbing starten.
Dazu ruft man das Slabbing (unter „Batch“ zu finden) auf. Im ersten Menu wählt man die Anzahl Bilder aus, die zu einem Teil-Stack zusammengerechnet werden sollen. Diese Anzahl kann man variieren, und sie hängt natürlich vom Gesamt-Stack ab. Wenn man sich nicht sicher ist, kann man mit den Standardeinstellungen starten, also mit 10. Wenn man ca. 100 Bilder im Stack hat, dann be-kommt man so etwa 10 Teil-Stacks. Bei großen Stacks mit vielen Einzelbildern erhöhe ich ggf. die Vorgabe.
Als nächstes muss man vorgeben, wie groß die Überlappung der Teil-Stacks sein soll. Als Richtwert kann man etwa ein Drittel Überlappung eingeben, also bei 10 Bildern pro Stack sollte die Überlappung 3 sein. Wenn ich 18 Bilder pro Teil-Stack vorgebe, dann erhöhe ich die Überlappung auf 6.
Die Methode zum Erzeugen der Teil-Stacks ist sinnvollerweise PMAX, jedenfalls aus meiner Erfahrung – und jedenfalls zur Beseitigung der „durchsichtigen Beine“.
Man kann (und sollte) dann noch einen Ordner angeben, in den die Teil-Stacks gespeichert werden. Das ist zwar im Prinzip egal, da sie nach dem Beenden von Zerene alle wieder gelöscht werden. Aber der Speicherverbrauch beim Stacken ist nicht zu unterschätzen - und wenn Zerene wider Erwarten abstürzen sollte, dann sollte man wissen, welche Ordner man von Hand löschen kann, um wieder Platz zu schaffen.
Mit den richtigen Eingaben kann man den Slabbing-Prozess dann starten („OK“).
Im anschließenden Dialogfenster startet man den Batch-Prozess und kann dann das Fenster schließen. Das Berechnen der Teil-Stacks dauert wieder eine Weile, und am Ende hat man im Ausgabefenster die Teil-Stacks.
Man könnte die Teil-Stacks aus der Ausgabe in eine Eingabe verwandeln und z.B. erneut automatisch zusammenrechnen lassen.
Allerdings ist aus meiner Erfahrung die Verwendung der Teil-Stacks zur Retusche die bessere Methode. Dafür bleiben die Teil-Stacks einfach im Ausgabefenster und ich verwende sie als Quelle für meine Retusche:
Weil die passenden Teil-Stacks das Fliegenbein ohne den scharfen Hintergrund gestackt haben, sind sie sauber und eignen sich einfach zum Übermalen. Anstatt sich also die Einzelbilder als Quelle zum Retuschieren auszusuchen, wähle ich den passenden Teil-Stack.
Ich fasse hier noch einmal in Kurzform meine Bearbeitungsschritte zusammen, wenn es um Bilder geht, die „falsche Schärfe“-Fehler aufweisen.
Nach dem Berechnen des Stacks mit den beiden Methoden fange ich normalerweise mit der Retusche an. Wenn ich bereits vorab sehe, dass ich „durchsichtige Beine“ in meinem Bild befinden, dann starte ich vor der Retusche das Slabbing.
Ansonsten stoppe ich meine Retusche, sobald ich sehe, dass ein Slabbing mir die Arbeit erleichtern könnte. Ich speichere den Zwischenstand meiner Retusche („Commit Retouching“) und starte dann das Slabbing.
Sobald alle Teil-Stacks vom Slabbing vorliegen, starte ich (wieder) meine Retusche (ggf. mit dem bereits retuschierten Bild), wähle den entsprechend passenden Teil-Stack als Quelle aus und male den Vordergrund korrekt.
Wenn dabei Hintergrund unscharf übermalt wird, so ist das nicht schlimm, denn anschließend wähle ich wieder meinen Gesamt-Stack aus der ersten Methode PMAX aus, und korrigiere die Übergangsränder. Das funktioniert so am einfachsten, weil man so nicht unbedingt genau arbeiten muss, und trotzdem saubere Übergänge bekommt: Die Fehler aus diesem „Mehrfach-Schärfe-Problem“) treten eigentlich nicht direkt an den Rändern der Beine auf, sondern immer nur in den „Flächen“ des Vordergrunds.
Im letzten Schritt verwende ich als Quelle wieder das Gesamtergebnis aus der ersten Methode PMAX und korrigiere nur die Randbereiche im Übergang zwischen Zange und Blütenhintergrund (also nicht die Fläche der Zange wie innerhalb des gelben Kreises gezeigt).
Mit dieser Kombination erzielt man sehr schnell sehr gute Ergebnisse. Nur das dreimalige Rechnen (einmal pro Methode und das Rechnen der Teil-Stacks) dauert seine Zeit, aber in der Zeit kann man ja bereits in LR Bilder sortieren, Stacks vorbereiten oder fertige Stacks nachbearbeiten.
Attila der Hunne:
„Fokusstacken ist die teuerste Art, ein schlechtes Bild zu bekommen.“