Die Chinesische Firma „Venus Optics“ aus Hongkong, die ihre Objektive unter dem Markennamen Laowa vertreibt, hat eine ganze Reihe interessanter Spezialobjektive im Programm. Ich habe mir das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro zusammen mit der passenden (aber überflüssigen) Stativschelle gekauft, nachdem ich mir einige Youtube-Beiträge angeschaut hatte.
Lieferumfang
Das Objektiv wird vakuumverpackt geliefert (interessant, aber warum?) und macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck. Es wird mit einer Objektivkappe, die die Front per Bajonett fest verschließt, und der üblichen hinteren Bajonettabdeckung ausgeliefert. Das Objektiv scheint „aus dem Vollen gefräst“ und wirkt klein, aber sehr solide. Ich habe mir natürlich die Version mit Nikon F-Mount bestellt.
Auch wenn das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro laut Datenblatt nur 440g leicht ist, wirkt es schwer und massiv. Bis auf die beiden Objektivkappen ist alles aus Metall. Es ist für ein Makroobjektiv sehr klein und handlich, fährt allerdings von 83mm Länge bis auf 137mm aus, wenn man auf maximale 5-fache Vergrößerung geht.
Das Objektiv besitzt zwei mechanische Stellmöglichkeiten: Zum einen gibt es die stufenlose Einstellung des Abbildungsmaßstabes von 2,5:1 bis 5:1. Die ganzen und halben Werte von 2,5 bis 5 werden jeweils durch entsprechende Markierungen angezeigt. Das ist durchaus hilfreich. Beim Ausfahren auf größere Abbildungsmaßstäbe saugt das Objektiv Luft an, und ich weiß nicht, ob das nicht zusätzlichen Staub auf den Sensor pumpt.
Zum anderen gibt es die Blendeneinstellung von f2.8 bis f16. Ein Drehen der Blendenringes schließt oder öffnet direkt die Blende, denn es gibt keine weitere Blendensteuerung.
Achtung Nikon-Fotografen: Die eingestellte Blende entspricht also nicht der wirksamen Blende, die sonst üblicherweise in der Kamera angezeigt wird.
Es gibt keine Fokuseinstellung, die bei dem Abbildungsmaßstab allerdings auch nicht wirklich sinnvoll wäre: Scharfstellen tut der Fotograf über den Motivabstand. Dieser Abstand zwischen Motiv und Frontlinse ist erfreulicherweise ziemlich konstant über den gesamten Abbildungsmaßstab. Das erleichtert das Variieren des Abbildungsmaßstabes beim Fotografieren.
Das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro besitzt keinerlei elektrische Kontakte zur Kamera und liefert daher weder Objektivinformation für die Metadaten noch eine Blendeninformation. Nicht einmal eine mechanische Blendensteuerung ist vorgesehen, geschweige denn ein Autofokus. Während der Autofokus bei einem solchen Spezialobjektiv sowieso sinnlos wäre und die Metadaten natürlich von Hand in der Kamera eingestellt werden können, stellt für mich die fehlende Blendensteuerung – egal ob elektrisch oder mechanisch – das größte Manko dar.
Ohne eine solche Blendensteuerung lässt sich mit einer Spiegelreflexkamera kaum aus der Hand fotografieren, denn bei dem großen Abbildungsmaßstab muss man abblenden, um einigermaßen Schärfentiefe zu erhalten. Mit dem Abblenden wird aber bereits das Sucherbild so dunkel, dass man praktisch nichts mehr sieht und damit auch nicht mehr fokussieren kann. Erst mit einer spiegellosen Kamera (z.B. der Nikon Z6) kann man auch im Sucher ein vernünftig helles Bild sehen. Außerdem hilft dort auch das "Fokus Peaking" zum Scharfstellen.
Wer übrigens Zweifel hegt, dass es überhaupt vernünftig funktioniert, mit einer Vergrößerung von 2,5 und größer aus der Hand zu fotografieren, dem sei ein entsprechendes Objektiv mit Blendensteuerung empfohlen, z.B. das alte Nikon Medical 200mm. Damit kann man freihand sehr gut scharfstellen und fotografieren.
Das Fotografieren aus der Hand ist mit einer DSLR damit also leider nicht wirklich zuverlässig möglich, und der Einsatzbereich beschränkt sich auf das Fotografieren mit Stativ oder erfordert die Verwendung einer DSLM. Auf dem Stativ kann man mit Offenblende die Schärfe richtig einstellen und dann abblenden, bevor man auslöst. Ob das Freihand-Fotografieren eine sinnvolle Anwendung für solche Vergrößerungen von 2,5- bis 5-fach ist, muss jeder selber entscheiden.
Positiv zu bemerken ist der geringe Frontdurchmesser des Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro von 43mm. Bei einem Motivabstand von nur wenigen Zentimetern würde ein großer Objektivdurchmesser in vielen Situationen unweigerlich zu einer Lichtabdeckung des Motivs führen. Das ist bei dem Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro kaum zu befürchten.
Mit einer in den Blitzschuh aufgesteckten Taschenlampe lassen sich die Motive hervorragend ausleuchten.
Die optional erhältliche Stativschelle mit Arca-Swiss-kompatibler Grundplatte ist nicht sehr teuer, aber überflüssig. Das Objektiv ist zwar massiv, aber nicht so groß, lang und schwer, als dass es eine Stativschelle benötigen würde. Vor allem wenn ich den Batteriehandgriff an der Nikon D700 montiert habe, ist das gesamte Kameragehäuse wesentlich schwerer als das Objektiv. Daher ist es sinnvoller, eher die Kamera ans Stativ zu schrauben als das Objektiv. Bei sehr kleinen und leichten Kameragehäusen mag das aber anders sein: Die Stativschelle ist einfach, aber funktional.
Bei großem Abbildungsmaßstab läuft man sehr schnell in die Schere zwischen zu geringer Schärfentiefe bei offener Blende auf der einen Seite und Beugungsunschärfe bei zu kleiner Blendenöffnung auf der anderen Seite. Die Abhilfe ist das „Fokusstacking“, bei dem man nur so weit abblendet, dass die Schärfe noch nicht beeinträchtigt wird, und dann die benötigte Schärfentiefe erreicht, in dem man eine größere Anzahl von Bildern mit jeweils versetzter Schärfenebene macht. Diese rechnet man anschließend über eine entsprechende Stacking-SW zusammen.
Da die Schärfentiefe bei dem großen Abbildungsmaßstab sehr klein wird, muss man u.U. viele Bilder machen. Da kommen schnell 100 Bilder und mehr zusammen. Das Problem dabei ist dann nicht das Bearbeiten und Zusammenrechnen der vielen Bilder, sondern die kleine Schrittweite von Bild zu Bild. Wenn man das ohne teure Automatik machen will, dann braucht man einen guten Makroschlitten und eine ruhige Hand.
Beispiel: Am Vollformat mit Abbildungsmaßstab 5:1 bei Blende 5.6 ergibt sich rechnerisch eine Schärfentiefe von ca. 80µm. Um eine genügend große Überlappung zu erzielen, muss man also eine Schrittweite von ca. 50µm einhalten! Das entspricht 20 Bildern pro mm oder mehr!
Diese Problematik ist allerdings optisch bedingt und hängt mit dem Abbildungsmaßstab zusammen. Das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro verhält sich hier nicht anders als andere Objektive mit demselben Abbildungsmaßstab.
Die Bildqualität des Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro ist exzellent. Bildschärfe und Kontrast sind bis in den Randbereich auch für Kleinbildvollformat beeindruckend, insbesondere bei Offenblende. Das gilt für alle Abbildungsmaßstäbe.
Wenn man zu weit abblendet, dann bekommt man die Beugungsunschärfe zu spüren. Das lässt sich aus optischen Gründen kaum vermeiden und ist daher keine besondere Schwäche vom Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro.
Das Bokeh ist schön rund und angenehm.
Das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro ist ein Biest, macht aber Spaß!
Eine 2,5-fache bis zu 5-fache Vergrößerung ist nicht einfach in der Handhabung: Das liegt in der Natur der Sache, und wer das berücksichtig, der findet in dem Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro ein hervorragendes Objektiv. Solide und sauber verarbeitet, ist das Objektiv aus meiner Sicht sein Preis wert, und das Fotografieren damit macht viel Spaß. Der große Abbildungsmaßstab eröffnet einem Motive, die man sonst kaum zu sehen bekommt.
Schwächen
Leider besitzt das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro keine Arbeitsblende, die von der Kamera selber gesteuert wird, daher lässt sich mit diesem Objektiv im Prinzip nur mit einer DSLM von Hand fotografieren. Eine Blendensteuerung wäre wünschenswert!
Außerdem pumpt das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro beim Verändern des Abbildungsmaßstabes Luft und damit ggf. auch Staub ins Innere. Inwieweit das den Sensor einstaubt, habe ich nicht speziell beobachtet. Im Makrobereich hat man aber ja sowieso immer mit Staub auf dem Sensor zu kämpfen…
Stärken
Die optische Leistung des Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro ist beeindruckend. Selbst mit einem alten Novoflex-Makroschlitten aus meiner Schrottkiste konnte ich Sand und ähnliche Motive in beeindruckender Qualität fotografieren.
Wenn man bereit ist, sich mit einem stabilen Stativ und einem genügend genauen Stackingaufbau zu beschäftigen, um kleine Motive ganz groß raus zu bringen, dann ist das Laowa 25mm f/2.8 2.5-5X Ultra Macro die richtige Wahl.
Anmerkung: Verwacklung vermeiden!
Bei großem Abbildungsmaßstab (z.B. 5:1) kommt man selbst mit einem stabilen Stativ (und bei einer DSLR der Spiegelvorauslösung) an die Grenzen. In meinen Aufnahmen habe ich Licht weggenommen, um die Belichtungszeit soweit zu verlängern, dass die Verwacklung durch den Vorhang klein im Verhältnis zur gesamten Belichtungszeit war. Alternativ kann man mit einer DSLM natürlich nur mit elektronischem Vorhang fotografieren, so dass keinerlei mechanische Bewegung stattfindet.